Essentialism: Weniger, aber besser [+KOSTENLOSES FLOW~GROW~SHEET!]
„Nimm uns mit!“, raunen die winzig kleinen Cherry-Tomaten. „Noch sind wir grün, aber bald leuchten wir herrlich rot“, säuseln sie verführerisch. „Wir machen ganz wenig Arbeit, versprochen! Und du weißt doch, wie herrlich es ist, uns frisch vom Strauch zu pflücken, ganz prall und warm von der Sommersonne.“
„Ihr kriegt mich nicht rum. Nein nein nein nein, diesmal nicht!“ Ich drehe die Lautstärke meiner Gedanken auf Max, um das Tomaten-Gesäusel zu übertönen. „Ich weiß genau, wie das läuft. Ständig muss ich euch zurückschneiden und neu anbinden und dann bekommt ihr Blattläuse, und für all die Mühe ernte ich, wenn es hoch kommt, zehn Mini-Tomaten. Nicht mit mir!“
Stur schiebe ich den großen Einkaufswagen an all dem verlockenden Grünzeug vorbei, setze meine imaginären Scheuklappen auf und marschiere in Richtung Bio-Kräuter.
Keine Gojibeeren, keine Snack-Paprika, keine Erdbeeren, nichts. Nicht dieses Jahr. Einfach, unkompliziert und minimalistisch wird mein Balkon bepflanzt sein. Sucht euch jemand anderen, ihr Früchtchen! Ich weiß genau, was für mich im Moment wichtig ist, und ihr gehört nicht dazu – sorry.
Ja, ich habe klare Prioritäten. Endlich!
Zu Beginn dieses Jahres habe ich mir einen ganzen Tag Zeit genommen, um sie für mich zu klären – und das war gar nicht einfach. Sooo viele Ideen! Sooo viele Möglichkeiten! Das Mudra-Buch, das ich endlich schreiben will. Die vielen wunderbaren Menschen, die mit mir kooperieren möchten. Die neue Chakra-Website, die ich schon seit Jahren launchen will. Die vielen Anfragen für Einzel-Coachings, die plötzlich hereinschneien. Und, und, und … und STOPP.
In einem kleinen Laden in der Altstadt von Ljubljana habe ich vor ein paar Jahren einen faszinierenden Menschen kennengelernt. Der Mann in dem grauen Kittel sammelte uralte Druckermaschinen und Bleibuchstaben, stellte wunderschöne Kunstdrucke – lauter Unikate – her und war Experte für besondere Papiersorten. Mein Liebster und ich begannen, mit ihm zu plaudern – und wir plauderten ewig. Der Mann wollte uns nichts verkaufen, sondern steckte uns einfach mit seiner Begeisterung an. Als wir uns verabschiedeten, sagte ich ihm, wie sehr mich seine Leidenschaft und Hingabe faszinierten. „I even sold my house in order to live like that“, antwortete er in gebrochenem Englisch. „I really dedicated my life to this.“
Ich denke oft an diesen Mann in seinem kleinen Laden. Vor allem dann, wenn die Prioritäten, die ich für mich gesetzt habe, ins Wanken geraten. Vor allem dann, wenn tausend dringende Dinge mich vom Wesentlichen abzulenken drohen. Und auch dann, wenn grüne Tomaten und andere freche Früchtchen mich mit ihren sirenenhaften Stimmen verführen wollen.
„Prior“ ist lateinisch und heißt „der Vordere“. Prioritäten zu setzen, bedeutet, etwas den Vorrang zu geben. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Anzahl der Prioritäten, die wir setzen können, beschränkt ist.
Wenn wir 20 Dinge in unserem Leben zur Priorität erklären, beschummeln wir uns selbst – und berauben uns unserer Kraft.
Also habe ich mich zu Jahresbeginn auf drei Prios für 2019 beschränkt:
1) Ich entwickle und launche ein neues, einzigartiges Chakra-Online-Programm, das alles übertrifft, was ich bisher kreiert habe.
2) Ich gehe zu Fuß und alleine von Florenz nach Assisi.
3) Ich beginne ein Fernstudium an der Upper East Uni in London und schaffe bis zum Start im September ausreichend Zeit und Raum dafür.
Jetzt haben wir Anfang Mai – und was soll ich sagen?
Es tut ein bisschen weh, mich so zu beschränken. Aber es macht mein Leben um so viel klarer. Einfacher. Und erhabener.
Ich überlege nicht mehr bei jeder Anfrage, die daherkommt, hin und her, ob ich Ja sagen soll oder nicht. Die vielen Ideen, die Tag für Tag bei mir anklopfen, mich verführen und ablenken wollen, sammle ich auf einer Doppelseite meines Bullet Journals, damit sie nicht verloren gehen.
Meine Energie ist fokussiert statt zerstreut. Ich verzettle mich nicht mehr so leicht wie früher. Und ich werde am Ende des Jahres keine siebzehn halbfertigen Projekte und siebenundvierzig lose Enden haben, die meine Aufmerksamkeit binden, sondern zufrieden sein – weil ich das verwirklicht habe, was mir wirklich wichtig ist.
„Sich dafür zu entscheiden, etwas Gutes auszusortieren, kann schmerzhaft sein.
Aber schließlich führt jeder klare Schnitt zu mehr Freude –
vielleicht nicht sofort, aber spätestens dann, wenn wir realisieren,
dass wir jeden Augenblick, den wir gewonnen haben, mit etwas noch Besserem verbringen können.“
~ Greg McKeown
Es reicht aber nicht, sich zu entscheiden, wem oder was wir Prio geben wollen – wir müssen auch entscheiden, was wir loszulassen und aufzugeben bereit sind, um Platz und Raum für das wirklich Wichtige zu schaffen!
„Choose, what to bomb“, nennt Jon Acuff das. „The only way to accomplish a new goal is to feed it your most valuable resource: time. And what we never like to admit is that you don’t just give time to something, you take it from something else. To be good at one thing you have to be bad at something else“, schreibt Acuff in Finish – give yourself the gift of done.
To be good in one thing you habe to be bad at something else. Klingt befreiend!
Ich ziehe zum Video-Shooting eine zerknitterte Bluse an. Keine Zeit zum Bügeln – etwas anderes ist mir wichtiger!
Ich koche ohne Schnickschnack, bewusst einfach und mit möglichst geringem Aufwand. Das Essen schmeckt wundervoll – nach Klarheit und Kraft.
Ich sitze auf meinem tomatenlosen Balkon, schnuppere am Basilikum und an der Hugominze – und bin stolz auf mich.
Mit der der Zeit wird das alles richtig lustvoll. Es hat tatsächlich etwas Erhebendes, viele Dinge wegzulassen, sodass für das Wenige, das mir wichtig ist, Zeit bleibt.
Ein solcher Lebensstil veredelt das, was ich zu meiner Priorität auserkoren habe und macht es zu etwas ganz Besonderem. Exklusivität statt Beliebigkeit – wie gut sich das anfühlt!
Ich gestehe: Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich so viel Klarheit habe – und zwar nicht nur für ein paar helle Momente zu Jahresbeginn, sondern dauerhaft.
Was mir zu dieser nachhaltigen Klarheit verhilft? Dreierlei:
# 1 An die Ernte denken
Im Garten vor meinem Schlafzimmer steht ein alter Zwetschgenbaum. Vor einigen Jahren hat er noch Unmengen von Früchten getragen. Doch niemand hat sich die Mühe gemacht, seine Äste zurückzuschneiden. Ein paar von ihnen wurden krank und faulig. Jetzt tragen auch die gesunden Äste keine Früchte mehr.
Ich bin keine Baum-Expertin, aber ich weiß, dass es wichtig ist, einen Teil der Äste zurückzuschneiden, damit die anderen stark und kräftig wachsen können und alle Energie bekommen, die sie brauchen, um reichlich Früchte zu tragen.
Immer wieder verbinde ich mich bewusst mit dem Bild eines starken, gesunden Baumes, und entscheide mich, welche Äste ich zurückschneiden will, damit die, die übrig bleiben, genug Licht, Wasser und Nährstoffe abbekommen. Ich kann die Früchte meines Tuns nur ernten, wenn ich mich klar entscheide, was weiterwachsen soll, und was nicht. Ich bündle meine Energie – und werde zum Energiebündel ?
# 2 Wissen, dass ich nichts Wichtiges verpassen kann
Hinter jeder Ecke, an jeder Wegkreuzung verbergen sich neue Verlockungen. Hier glitzert eine spannende Möglichkeit, dort duftet etwas verführerisches Neues.
Was, wenn auf einem anderen Weg etwas viel Besseres auf mich wartet als das, wofür ich mich entschieden habe? Was, wenn ich etwas Großartiges verpasse?
Die Wahrheit ist: Ich werde etwas verpassen. Vielleicht sogar etwas Großartiges.
Die Sache ist nur: Selbst wenn es stimmt, dass wir im Leben fast alles haben können, was wir uns wünschen – alles gleichzeitig geht sich nicht aus. Wenn wir zu viele Wünsche und Ziele gleichzeitig verfolgen, wenn wir uns nicht entscheiden können, was für uns wirklich wichtig ist und was nicht, dann verpassen wir noch viel mehr: Erfüllung, Befriedigung und das wundervolle Gefühl von Einsgerichtetheit.
Im Übrigen vertraue ich darauf, dass das, was zu mir gehört, meinen Weg immer wieder kreuzen wird – so lange, bis die Zeit reif dafür ist, es zu meiner Priorität zu machen.
Außerdem: Wenn wir die wenigen Golfbälle in unserem Leben identifiziert haben, passen immer noch genug Kieselsteine, Sand und Bier hinein ?
Zum Beispiel gebe ich ein paar ausgewählte Einzelcoachings, ich habe einen Improtheater-Kurs besucht und mit einer Poesietherapie-Ausbildung begonnen, und ich hege und pflege ganz bewusst und mit Hingabe Beziehungen und Freundschaften. Das alles hat neben meinen Prios auch noch Platz – nur die Tomaten, die bleiben dieses Jahr auf der Strecke 😉
# 3 Schreibrituale für mehr Klarheit
Da ich sowieso jeden Tag schreibe, schreibe ich auch meine Prioritäten jeden Tag auf. Ja, wirklich! Etwas aufs Papier zu bringen hat viel mehr Kraft, als es nur zu denken.
Das hat zwei positive Effekte: Erstens nehme ich wahr, ob mein Entschluss für mich noch immer stimmt. Nicht, dass ich mich von jeder Laune und jedem kleinen Motivationstief vom Weg abbringen lassen würde. Aber sollte ich merken, dass sich mein Mund nicht mehr zu einem zärtlichen Lächeln verzieht und mir nicht mehr warm ums Herz wird, wenn ich meine drei Herzensprojekte niederschreibe, dann ist es Zeit, meine Prioritäten nochmal eingehend zu prüfen. Vielleicht doch lieber Tomaten verwöhnen als Psychologie studieren? Oh Nein.
Zweitens bekräftige ich auf diese Weise meinen Entschluss wieder und wieder. So richte ich mich jeden Tag auf das aus, was für mich wichtig ist.
So wie ein einzelner Schritt noch keinen Pfad auf der Erde erzeugt, erzeugt ein einzelner Gedanke keinen neuen Weg im Geist.
Um einen Weg auf der Erde entstehen zu lassen, gehen wir ihn wieder und wieder.
Um einen tiefen mentalen Eindruck zu hinterlassen, müssen wir wieder und wieder jene Gedanken denken,
von denen wir wünschen, dass sie unser Leben prägen.
~ H.D. Thoreau
Was soll dein Leben prägen? Finde es heraus!
KOSTENLOSES FLOW~GROW~SHEET
Essentialism – finde heraus, was dir wirklich wichtig ist, und wie du dafür Raum und Zeit schaffen kannst!
Big, wild love
Laya
PS: Kennst du schon den kostenlosen 7-Tage-Selbstliebe-Kurs? Darin erfährst du die sieben Geheimnisse der Selbstliebe und lernst tolle Tools kennen, mit denen du deinen Selbstliebe-Muskel trainieren kannst!
Liebe Laya,
Ich wollte dir wieder einmal ein herzliches DANKE dafür sagen, dass du jeden Sonntag meine (Gedanken)Welt bereicherst und einfach DA bist – das größte Geschenk, dass man einem Menschen machen kann – herzliche Umarmung!
Und so beschenken wir uns gegenseitig, liebe Monika!
Sei ganz herzlich umarmt und lass es dir königlich gehen 🙂
Laya
Liebe Laya,
ich freue mich schon so auf dein Chakra-Online-Programm.
Hab das Gefühl, das wird etwas ganz Großartiges.
Danke ?
Andrea
Danke, liebe Andrea!
Jaaaa, das Programm wird viel tiefgründiger und umfassender als ich ursprünglich dachte … deshalb dauert es auch länger :-)))
Alles Liebe
Laya
Liebe Laya,
Vielen Dank für Deine wöchentlichen Goldstückchen, die für mich sehr bereichernd sind!
Mir fällt es auch gerade sehr schwer, mich auf das für mich wesentliche zu fokussieren, somit hat mich dieser Text sehr berührt und hilft mir, hoffentlich, wieder meine Richtung zu finden.
Alles Liebe, Tanja
Danke, liebe Tanja! Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Fokus und Mut zum Wesentlichen!
Alles Liebe, Laya